Buchrezension: Unser digitalisiertes Essen
“Food Code macht deutlich, wie viel Druck auf dem Kessel ist: Foodtrend-Früherkennung nicht über Influencer, sondern über Speisekarten-KI. Chinesische Bauern, die ihre Erzeugnisse in Taobao Villages digital selbst vermarkten. Afrikanische Kolleg*innen, die ihre Marktanteile mit Softwarelösungenbündeln. Fleisch aus dem Drucker oder dem Bioreaktor – keine Spinnerei, daran wird zurzeit in Israel, den USA und anderswo hart gearbeitet und bald könnte es günstiger zu haben sein als das frei von Tierwohl erzeugte Hack aus dem Discounter. Blockchain-Codes in den Lebensmitteln, die Fakefood vermeiden. Supermärkte, in denen niemand mehr an der Kasse bezahlen muss – der Betrag wird beim Verlassen automatisch abgebucht – hat Amazon mit Go ja bereits installiert.”
(…)
“Kurz: Das „Internet of food“ hat Regulierungsbedarf, so die Autoren. Wenn sich Food so deep kodieren lässt, dann muss klar sein, wer das Programm schreibt. Sonst droht ein weiterer digitaler Paternalismus. Doch leider scheint daran kaum Interesse zu bestehen. Lokale Food-Startups werden im Gegensatz zu Gründungen anderen Branchen oft nicht berücksichtigt, wenn es um Förderung geht, und die (deutsche) Diskussion um die Zukunft der Technologie finde weitgehend ohne Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung statt, stellen Haase und Deininger fest. Wenn die ohnehin ständig irrlichternde Landwirtschaftsministerin die „Ackerbaustrategie 2035“ wie im Buch geschildert, mit einer Drohne vor sich auf dem Tisch symbolisiert, die sich bei genauerer Betrachtung als veraltetes Freizeitmodell der Marke DJI entpuppt, dann ist damit eigentlich alles gesagt.
Formulieren wir es positiver: Wir müssen reden.”
“Essen ist das analogste, was uns noch bleibt in einer durchdigitalisierten Welt? Denkste. Food Code zeigt, wie es um unsere Lebensmittel heute tatsächlich bestellt ist: Vom Acker bis zum Teller, vom Stall bis zur Lieferbox sind Algorithmen am Werk. Was bedeutet das für uns?”